Ende der Saison 2023/2024 - Ausblick auf die kommenden Tage
Erstellt am 3. Mai 2024
Mit dem 1. Mai hat der Lawinenwarndienst Steiermark die Herausgabe der regelmäßigen Lawinenberichte beendet. Fast zeitgleich wurde das Ende der Saison mit dem schon traditionellen Saisonrückblick und der Prämierung der besten Fotos aus dem Skitourenportal am Institut für Geografie der Universität Graz gefeiert. Die Siegerfotos sind in zwei Beiträgen im Tourenportal (hier und hier) zusammengefasst.
Da der Winter 2023/2024 zwar ungewöhnlich warm, aber relativ niederschlagsreich war, gibt es in höheren Lagen durchaus noch einigen Schnee, z.B. 180 cm am Grimming/Multereck (2153 m), und es ist nach wie vor die großteils geringe, aber dennoch vorhandene, Lawinengefahr zu beachten (primär Nassschneeproblem bei tageszeitlicher Erwärmung). Die Ausaperung schreitet aber zügig voran.
Für die erste Maihälfte kündigt sich eher wechselhaftes Wetter bei meist der Jahreszeit entsprechenden Temperaturen an, es ist aber derzeit kein stärkerer Wintereinbruch in Sicht, der die Lawinensituation deutlich verschärfen könnte. Falls es dennoch noch einmal dazu kommen sollte, informieren wir euch an dieser Stelle!
Das Team des Lawinenwarndienst Steiermark wünscht euch einen schönen und unfallfreien Sommer!
Der April bringt den Spätwinter
Erstellt am 20. April 2024
Nach vielen Wochen frühlingshafter Bedingungen und zum Teil sogar sommerlicher Temperaturen auf den Bergen standen die Zeichen bereits deutlich auf Saisonende. Nass- und Gleitschnee dominierten die Lawinengefahr, insgesamt gab es aufgrund der bereits einige Zeit andauernden Frühjahressituation jedoch generell nur noch wenig Lawinenaktivität. Der Schnee zog sich immer weiter in die Hochlagen und Gipfelbereiche zurück, südseitig war es oft bereits bis ganz oben aper oder keine durchgängige Schneedecke mehr vorhanden.
Gut zu erkennen ist der frühlingshafte Wetterverlauf an unseren Wetterstationen, wie zum Beispiel in der Grafik vom Loser (Abb.1). Mit kurzen Unterbrechungen hielt in mittleren Lagen bereits seit Mitte März der Frühling Einzug. Die Temperaturen lagen meist deutlich über Null, mit Spitzenwerten an den ersten beiden Aprilwochenenden, an denen in 1500 m bis zu 20 Grad erreicht wurden. Die Nullgradgrenze lag zu diesen Zeitpunkten deutlich über 3000 m. Der Schneedecke ging es rasch an den Kragen, sodass vor dem Spätwintereinbruch am vergangenen Dienstag (blauer Balken) auf 1500 m Seehöhe eigentlich kaum noch Schnee übrig war.
Ausgelöst wurde der Wintereinbruch von einem Vorstoß polarer Kaltluft bis nach Mitteleuropa. Mit Durchzug einer Kaltfront in der Nacht von Montag, 15.04., auf Dienstag sanken die Temperaturen und die Schneefallgrenze schnell – tatsächlich schneller als erwartet – und es wurde wieder weiß auf den Bergen. In weiterer Folge entwickelte sich zudem ein Oberitalientief, welches dann auch von der Turrach über die Südabdachung der Niederen Tauern, im Randgebirge und bis zur Soboth den Schnee zurückbrachte. Viele Wiesen, auf denen zuvor bereits der Löwenzahn blühte, wurden somit wieder winterlich weiß.
Das Gastspiel des Winters in den südlichen Gebirgsgruppen war nur ein kurzes. Alpennordseitig zogen vergangene Woche jedoch wiederholt Kaltfronten durch, welche besonders im Nordstau immer wieder zu Niederschlägen führten. Dazu blieben auch die Temperaturen während der gesamten Woche auf winterlichem Niveau, wodurch sich der Schnee halten konnte.
Auch die Wetterstationen zeigen Wintereinbruch eindrücklich anhand des Schneehöhenverlaufs. Der erste Schwung Neuschnee kam in der Nacht von Montag auf Dienstag bzw. am Dienstag selber. In weiterer Folge gab es im Nordstau immer wieder Schneefall (Abb.3., Grafiken links). Insgesamt sind seit Dienstag am Dachstein, im Toten Gebirge und auch in den Ennstaler Alpen und dem Gesäuse zwischen 40 und 60 cm Neuschnee zusammengekommen (Stand 20.04.24, 08:00; Nachtrag 21.04.24, 09:00: 60 - 100 cm). In den Niederen Tauern und südlich des Alpenhauptkamms kam der Großteil des Neuschnees hingegen am Dienstag, dem 16.04, seitdem ist kaum mehr Schnee dazugekommen und die Schneedecke hat sich gesetzt.
Schneedecke
Neu- und Triebschnee wurden auf einer durchfeuchteten Altschneedecke (bzw. aperen Flächen) abgelagert. Zum Teil bildete sich ein Schmelzharschdeckel am Übergang vom durchnässten Altschnee zum Neuschnee. Die diffuse Strahlung und die warme, feuchte Altschneedecke haben eine rasche Setzung der Neuschneedecke und eine gute Verbindung zur Altschneedecke beschleunigt. Durch die wiederholten Schneefälle bei unterschiedlichen Windverhältnissen konnten sich jedoch Triebschneepakete auf lockeren Neuschneeschichten ablagern, somit sind die Grundvoraussetzungen für Schneebrettlawinen (Brett und Schwachschicht) gegeben und in den kommenden Tagen sollte man frischen Triebschnee unbedingt mit Vorsicht beurteilen!
Aussicht
Eine weitere Kaltfront bringt am Samstag vor allem im Nordstau neuerlich ergiebigen Neuschnee.
Der Schwerpunkt liegt dabei neuerlich zwischen Dachstein und Gesäuse, wo wir 30 – 40 cm Neuschnee erwarten, aber auch das Hochschwabmassiv und die Nördlichen Niederen Tauern erhalten neuerlich Schneenachschub (verbreitet 10 – 20 cm). Der frische Triebschnee lagert nun zum Teil auf Schichten aus lockeren Neuschnee bzw. beinhaltet selber lockere, störanfällige Schichten. Im Nordstaubereich, wo in der vergangenen Woche dann insgesamt bis zu 1 m Neuschnee zusammengekommen sind (inkl. Des Niederschlags am Samstag), gibt es nun einige, zum Teil schlecht erkennbare Gefahrenstellen im Gelände, wo Schneebrettlawinen im Triebschnee nun durchaus mittlere Größe erreichen können. Die niedrigen Temperaturen konservieren den Neu- und Triebschnee auch in den kommenden Tagen und somit bleibt er übers Wochenende störanfällig. Obwohl sich die Saison langsam dem Ende zuneigt, ist somit die erhebliche Lawinengefahr in den Hochlagen zwischen Dachstein und Ennstaler Alpen zu beachten.
Zu guter Letzt noch ein Blick auf die weitere Entwicklung: Auch in der kommenden Woche bleibt Österreich in der kalten Luftmasse und das Wetter bleibt unbeständig und spätwinterlich, wie die Ensembleprognose für den Dachstein zeigt (Abb 7)
Markante Erwärmung - Rekordtemperaturen und ansteigende Lawinengefahr
Erstellt am 7. April 2024
Milde und trockene Luft aus Nordafrika sorgt ab 05.04. für äußerst milde Temperaturverhältnisse in allen Höhenlagen. Noch nie war es so früh im Jahr so mild, auch nicht im den Bergen. Am Sonntag (07.04.) sind einige Temperaturrekorde im Gebirge für den April gefallen. So wurde bereits zumittag der Rekord an der Station Schmittenhöhe (S) in 1956m aus dem Jahr 1934 (16,4 Grad) mit 16,7 Grad übertroffen, auch auf der Rudolfshütte (S, 2317m), dem Feuerkogel (OÖ, 1618m) oder der Rax (NÖ, 1547m) sind bereits neue Rekordtemperaturen im April erreicht (Stand 07.04. 12:15). Alle bisherigen Höchstwerte wurden zudem erst (viel) später im April registriert. Auch die Daten der steirischen Stationen bestätigen die unglaublich milde Phase zu Beginn des Monats April.
Die massiver Erwärmung wirkt sich zusammen mit der Sonneneinstrahlung natürlich markant auf die Schneedeckenstabilität und somit auf die Lawinengefahr aus. Es kommt zu einem vermehrten Wassereintrag und somit zu einer kompletten Durchnässung der Schneedecke bis in hohe Lagen und das in sämtlichen Expositionen. Durch den Festigkeitsverlust und die Destabilisierung steigt die Gefahr von spontane Nassschneelawinen und Gleitschneelawinen an. Touren und unternehmungen sollten in diesen Tagen gut geplant und früh beendet werden.
Allgemeiner Rückblick auf die Wetter- und Lawinensituation
Erstellt am 16. März 2024
Nachdem wärmsten Februar der Messgeschichte mit einer mittleren Abweichung von +5 Grad zum Mittel der Periode 1991 - 2020 ist auch die erste Märzhälfte deutlich zu mild verlaufen. Zudem gab es auf den Bergen wenig Neuschnee.
Im Folgenden wird der Verlauf der Lawinensituation seit Ende Februar Beispielhaft dargestellt.
Ende Februar sorgte ein Oberitalientief für einen halben Meter Neuschnee, der mit unterschiedlich starker Windeinwirkung verfrachtet wurde und somit vom 23. bis 25.02. zu einem Anstieg der Lawinengefahr über der Waldgrenze auf erheblich führte. Einige Lawinenereignisse bestätigten den schlechten Schneedeckenaufbau.